Alte Kelter
Alte Kelter zur Arnold Akademie umgebaut
Am 27. November 2020 war Spatenstich, schon am 28. Juli 2021 Richtfest. Im Mai wurde die umgebaute Alte Kelter mit einem Tag der offenen Tür ihrer neuen Bestimmung übergeben: als Arnold- Akademie und als Ort der Begegnung für Miedelsbach.
Über viele Jahre nutzte ein örtliches Unternehmen die Kelter als Lagerfläche. Pünktlich zum 100. Geburtstag von Alfred Arnold im Jahr 2019 hatte Arnold Glas das denkmalgeschützte Gebäude sowie das angrenzende Grundstück im Wege des Erbbaurechts erworben und ein Sanierungskonzept entwickelt. Der Spatenstich am 27. November 2020 markierte den Startschuss für die neue Nutzung der Kelter: Arnold Glas wird die Räumlichkeiten als Arnold Akademie für Weiterbildungs- und Schulungsmaßnahmen sowie interne Events nutzen. Rund 20 bis 30 solcher Veranstaltungen sind pro Jahr geplant. In der übrigen Zeit steht die Arnold Akademie den Bürgerinnen und Bürgern sowie den Vereinen von Miedelsbach für Veranstaltungen zur Verfügung. „Es wäre schade, wenn die Kelter nur uns zugutekommt“, betont Hans-Joachim Arnold, Vorsitzender des Aufsichtsrats von Arnold Glas sowie Sohn des Unternehmensgründers und ergänzt: „Das wird eine gute Geschichte und ein gutes Miteinander mit der Stadt und der Ortschaft.“
Auch nach dem Umbau behielt die Alte Kelter ihren Fachwerkcharme. Die Architektin Dr.-Ing. Sigrid Hintersteininger hat sich dabei einiger Kunstgriffe bedient. „Leider waren Fundament und die Balkenstruktur der Außenwände im Erdgeschoss in einem so schlechten Zustand, dass wir sie nicht erhalten konnten.“ Um aber die Optik dieser Fachwerksstruktur zu bewahren, ließ sich die Architektin ein spezielles Betongussverfahren einfallen. Mit heimischen Materialien wurde der Beton angerührt und in Formen gegossen, aus denen eine Reminiszenz an die Fachwerkoptik entstand. An der Außenfassade zitiert der Beton nun die Historie, im Innern steht das graue Material für die Moderne: schnörkellose Sichtbetonwände, die von den historisch vorgegebenen Fensterflächen umgeben werden, prägen hier das Bild.
Richtet sich der Blick in Richtung Dachstuhl, wird ein neues Element erkennbar: Aus dem für die neuen Eigentümer relevanten Werkstoff Glas integrierte die Architektin dort eine Glasbox. Diese gibt der Alten Kelter nach außen sichtbar einen eigenständigen Look. Und sie sorgt zugleich für einen natürlichen Lichtstrom im Innern der neuen Arnold Akademie und schafft damit zugleich im Obergeschoss zusätzlich abgetrennt nutzbare Räumlichkeiten.
Überhaupt wurden der historische Dachstuhl und das Fachwerk der Giebelwände im Obergeschoss minutiös abgetragen. Jeder Balken erhielt eine Nummer, wurde, wenn nötig, aufwendig saniert und wieder verbaut. Beim Betreten der Arnold Akademie sticht die historische Dachstuhlkonstruktion, die jetzt einige statische Stahl-Unterstützung erfahren durfte, sofort ins Auge. Hier im Innern treffen Moderne und Tradition direkt aufeinander, verschmelzen harmonisch ineinander und verleihen dem großen Saal mit einer stirnseitigen Bühne einen ganz eigenen Charme. Dabei besonders auffällig: die hervorragende Akustik. Trotz offenem Dachstuhl und viel blanker Glas- und Betonflächen entstehen keine störenden Schalleffekte. „Dies ist der akustischen Aktivierung des Dachstuhls geschuldet“, sagt die Architektin.
Der Umbau der Alten Kelter erfüllt auch einige Aspekte der Nachhaltigkeit. Nicht nur, dass das Fachwerk von Dachstuhl und den Giebelwänden im Obergeschoss samt und sonders wieder verwendet und der Beton aus heimischen Materialien angerührt wurde. Für Arnold Glas, den Erfinder mehrerer patentierter Vogelschutzgläser, war es selbstverständlich, dass bei sämtlichen Glasflächen das Vogelschutzglas Ornilux verbaut wurde. Im Außenbereich ergänzen zwei Ladestationen für E-Fahrzeuge das Bild „und auf der leicht abschüssigen Grünfläche werden wir definitiv einen heimischen Baum pflanzen, unter dem man sich einfinden kann“, sagt Hans-Joachim Arnold.
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